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Lesen Sie den Blog über den Sinn und Unsinn der Leute von Welt und Magdeburg!
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"Blogposts" aus einer Zeit, in der Blogs noch nicht so populär waren



Literatur zum Mitnehmen

 
"A fairy lovetale" Kurzgeschichte eines romantischen Träumers, die in Realität wohl niemals so verlaufen würde.
"Nacht" Situationslyrik; entstanden in den nächtlichen Straßen Magdeburgs Anfang Oktober 2014.
"Parkausflug" Gedicht über einen unbefriedigenden Ausflug
"Trennung" Wer kennt nicht den Schmerz solcher Momente? - ein Gedicht
"Erkundungstour" Meine zweite Kurzgeschichte. Lassen Sie sich in eine andere Welt versetzen!
"Im Feld ein Relikt besserer Zeit" Eine kleine Kurzgeschichte, die etwas weiter in die Zukunft blickt und an längst vergangene Zeiten erinnert.
Ein Tagesablauf Wie sieht eigentlich ein Tag im Leben eines anderen Menschen aus? Was denkt er dabei und was fühlt er? Hier gibt es die Gelegenheit, mal aus seinem eigenen Leben heraus zu schlüpfen und ein anderes zu erleben.
Funktionsweise des Midi-Standards Diese Facharbeit ist im Rahmen des Informatikunterrichts der 12. Klasse entstanden und beleuchtet Hintergründe und Wissenswertes zur Midi-Schnittstelle und den dazugehörigen Standards.
Homosexualität am Siemens-Gymnasium Im Rahmen der schulischen Projektwochen haben Schüler sich selbständig mit bestimmten Themen zu befassen und dazu eine Belegarbeit anzufertigen. Ich pirschte mit meinem Thema im Jahr 2005 gleich zwei Schritte voran und wollte während meines äußeren Coming-Outs erfahren, wem es ähnlich wie mir geht und wie mein Umfeld mit dem Thema umgeht. Ein Schnappschuss aus dem Jahr 2005.
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Buchtipps

 
Volker Surmann:
"Die Schwerelosigkeit der Flusspferde"
Dit sach ick euch, liebe Leute, dieset Buch trifft jenau den Zahn der Zeit! Und mit diesem Dialekt ist schon einmal der hauptsächliche Handlungsort des Romans abgesteckt, denn Yannick Herbst - eigentlich Jan-Friedrich Henselmann - wohnt in Berlin - die Stadt, in der man mit Künstlern "die Straßen pflastern könnte - wären diese nicht schon mit Webdesignern asphaltiert...". Als Stand-up-Comedian befindet sich auch Yannick inmitten dieses Reigens, doch so recht kommt er mit seiner Karriere nicht voran, bis... Jaaa, das wird natürlich nicht verraten - genauso wenig wie die Rolle des Flusspferdpflegers Konrad aus dem Zoo und dem Auftreten eines grünen Monsters mit roten Augen und weißer Kittelschürze.
Keine Sorge, bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen Horrorroman, sondern um eine Geschichte, wie sie das Leben nicht besser schreiben könnte. Die Handlung ist durchweg authentisch, jenseits des hier oft auf die Schippe genommenen schwarz-weiß-Denkens und auch der Schluss überzeugt auf ganzer Linie. Meine Empfehlung für wirklich JEDES Bücherregal!
Håkan Lindquist:
"Paul, mein großer Bruder"
Genau 502 Tage, nachdem Paul gestorben ist, erblickt Jonas das Licht der Welt. Seit anbeginn interessiert er sich für das Leben seines Bruders, den er nie kennen lernen konnte. So deckt er nach und nach die Geschichte von Paul auf und es ist wie ein Puzzle, das sich langsam aneinander fügt. In diesem Puzzle enthalten ist eine innige Liebe, von der kaum jemand wusste und die letztendlich von zwei Tragödien überschattet wurde. Die Fragen Jonas' über seinen Bruder wühlen dabei so einige Erinnerungen auf und so mancher begreift, dass die Trauer wie das Meer in Wellen zurück kehrt, man selbst jedoch dafür sorgen kann, dass sie nicht bleibt. "Paul, mein großer Bruder" von Håkan Lindquist ist absolut zu empfehlen. Herzzerreißend, aber nicht übersentimental.
Susanne Pavlovic:
"Das Spielmannslied"
"Spielmann, Ende 40, reise- und redegewandt, tierlieb (auch Drachen), mit Herz und (Galgen-)Humor, sucht neue Festanstellung in Ihrem Bücherregal. Informationen und Kostproben unter www.textehexe.com."
   - Wolfram von Kürenberg -

Ach ja, kleiner Wolf, du suchst jetzt schon so lange... Und dabei muss man dich einfach gern haben, denn deine Geschichte zaubert dem Leser (Zuhörer) regelmäßig ein Lächeln auf die Lippen. Hier steigt ein Elfenprinz schon mal aus einem Sauerkrautfass, ein Drache entwickelt ein komplexes Jungfrauenproblem und ein junger Spielmann muss lernen, sich zu behaupten - nicht zuletzt gegen ein wild entschlossenes Huhn. "Das Spielmannslied" von Susanne Pavlovic muss man einfach gelesen haben!

Mittlerweile hat Wolfram von Kürenberg eine weitere Geschichte zu erzählen: "Der Sternenritter" bietet eine Fortsetzung zum Spielmannslied und ist ebenso lesenswert.

Anett Leunig:
"Wolkengaukler"
Was anfangs wie eine Liebesgeschichte scheint, die man irgendwann schon mal so ähnlich gehört hat, entpuppt sich bald als ein spannendes Abenteuer, in dem es gilt, die Tiefen eines außergewöhnlichen Charakters zu erschließen und familiäre Wollknäuel zu entknoten.
Janns Problem mit den Mädels in seiner Klasse erklärt sich bald, als er in den Sommerferien zu seinem Cousin nach München fährt. Hier legt er den Grundstein für seine schulische und berufliche Zukunft und lernt nicht nur sich selbst besser kennen. Hilfreich sind dabei gewisse diamantblaue Augen, die ihn spielend leicht durchdringen, jedoch selbst kaum einen Blick in ihr Inneres zulassen.
Ist der Plan für eine neue Richtung in Beruf und Schule geschmiedet, birgt der bald eintretende Auslandsaufenthalt des Cousins Christoph etliche Ungewissheiten. Hinzu kommt eine Verwirrung, wenn Jann die mittlerweile vertrauten diamantgrauen Augen plötzlich in seiner eigenen Klasse wieder findet. So entsteht ein Rätselraten um familiäre Zusammenhänge, die dem Roman "Wolkengaukler" von Anett Leunig einige sehr interessante Wendungen verleihen.

Anetts zweiter Roman lässt sich ebenfalls in die Kategorie der schwulen Liebe einordnen, ist jedoch grundverschieden zum ersten. Zu der Geschichte von Johannes und Paul möchte ich allerdings keine weiteren Worte verlieren, als dass sie mindestens genauso fesselt und absolut lesenswert ist. Ich kann "Im Schatten des Drachens" von Anett Leunig wirklich wärmstens empfehlen!
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Kolumnen und diverse Artikel

Manchmal...
"Manchmal habe ich das Gefühl, ein Mensch zu sein, an dessen Präsenz man sich teils so sehr gewöhnt hat, dass man ihn gar nicht mehr richtig wahrnimmt." - Gewöhnen wir uns zu sehr an unsere Mitmenschen?


Noch einmal richtig verliebt sein...
...ist das in der heutigen Welt noch möglich? Entweder wir hetzen durch die Zeit oder wissen nichts, mit uns anzufangen. Wochen vergehen im Flug ohne dass man sie wirklich erlebt hat. Irgendwo braucht man die Zweisamkeit, doch man ist ungeduldig geworden. Man hat Prioritäten, Zeitpläne, Verpflichtungen und steckt mitten drin in dem, was man sein Leben nennt. Ist da noch Zeit zum richtigen Kennenlernen anderer Menschen? Nimmt man sich noch die Zeit, sich auf andere einzulassen? Datingportale stehen wie Discounter im Netz. Massenabfertigung. Die Suche mechanisiert sich, man verzweifelt am ausbleibenden Erfolg, doch wo man Gefühlen keine Zeit gibt, wo man sich vor möglichen Angeboten nicht entscheiden kann, worauf man sich fixiert, kann nichts wachsen. Der Zweifel sitzt zu tief, in der Zeit unbegrenzter Möglichkeiten nicht doch eine bessere Möglichkeit zu erwischen. Aufmerksamkeit wird Konsumgut und das, wonach man sich irgendwo tief im Innern noch sehnt und was durch ein gutes Buch oder einen guten Film gelegentlich zu Tage gefördert wird, ist in der heutigen Welt kaum mehr zu finden.
Ich möchte noch einmal richtig verliebt sein, die naive Zuneigung zu jemandem fühlen, die keine anderen Einflüsse erlaubt, als die alleinige Fixierung auf die andere Person. Einmal heraus schlüpfen aus meinem Leben, um noch einmal ein Abenteuer zu erleben, wie es nur durch die eine andere Person zu erfahren ist, mit der man letztendlich sein restliches Leben teilen möchte...


MFG...
...heißt in diesem Falle mal nicht "Mit freundlichen Grüßen", sondern steht für Theater allererster Klasse: Die Musical Factory Gardelegen schafft es immer wieder, die Zuschauer zu begeistern und stehende Ovationen zu erspielen. Seit 2001 besteht dieses offene Projekt, in dem jeder mitmachen kann und das für Teilnehmer wie auch für Zuschauer kostenlos ist. Dabei finanziert sich die MFG rein aus Spenden der Wirtschaft und freiwilligen Gaben der Zuschauer - und diese Investition lohnt sich! Ich durfte die MFG bisher zweimal erleben: Im Rockmusical Dryland ging es um die Welt nach der Klimakatastrophe, auf der jeder Kontinent unter Wasser steht und ein Stück trockenes Land nur in Sagen existiert. Dieses wurde aufwändig in einem Freibad bei Gardelegen inszeniert und mit allerlei Licht- und Pyrotechnik versehen, doch auch die schauspielerischen Leistungen ließen das Publikum erstaunen. "Die zwölf Geschworenen" ist das Theaterstück des Jahres 2010, das im Kulturhaus Letzlingen aufgeführt wird: Zwölf Geschworene sollen über die Schuld eines 18-Jährigen entscheiden, der seinen Vater erstochen haben soll. "Nur einer hat von Beginn an Zweifel [...] und entfacht damit eine hitzige Debatte, bei der es am Ende um weitaus mehr geht, als nur um Schuld und Unschuld des Angeklagten", heißt es im Flyer zum Stück. Hierbei erlebt man die Schauspieler hautnah und so authentisch, dass man sich immer wieder sagen muss, dass alles eigentlich nur gespielt ist. Daher kann ich jedem nur empfehlen, sich dieses Stück anzusehen! Die nächsten Aufführungen sind am 10. und 11. April. Die Homepage der MFG findet man unter www.mymfg.de.


Ein Zitat...
"[...] Es führte zu nichts, zu sagen, dass jeder Mensch sein eigenes sexuelles Profil hatte, das genauso einzigartig war wie seine Fingerabdrücke. Das wollte niemand glauben. [...]"
Aus: Paulo Coelho: "Veronika beschließt zu sterben"; 2000, Diogenes Verlag AG Zürich. Monolog des Dr. Igor auf Seite 155.


Relativitätstheorie im Game of Life
Das Game of Life ist eine Simulation über die Populationsentwicklung fiktiver Organismen. Der Lebensraum besteht aus einem Raster quadratischer Felder, wobei jedes Feld von einem Lebewesen bewohnt werden kann. Ob ein Lebewesen überlebt oder stirbt, sowie ob auf einem leeren Feld ein neues Lebewesen entsteht, richtet sich nach der Anzahl der bewohnten Nachbarfelder. So ergibt sich durch die Abfolge eines Schritts nach dem nächsten eine Animation. Die genauen Regeln, sowie das Programm dazu selbst, sind auf den Seiten Li-on unter dem Menüpunkt "Software" zu finden.

Aber wie kommt man darauf, das Spiel in Zusammenhang zur Relativitätstheorie zu bringen? In meinem Programm ist der Lebensraum sehr groß, da die Quadrate selbst klein sind und sich der Lebensraum auf dem gesamten Bildschirm erstreckt. Daher hat der Computer eine Vielzahl von Quadraten zu berechnen, sodass er für die Berechnung eines neuen Schritts schon etwas mehr Zeit braucht und die einzelnen Quadrate nacheinander aktualisiert. Für den Beobachter vor dem Bildschirm ergibt sich daher eine verzögerte Veränderung der Felder beginnend von links nach rechts, die dann wieder - beginnend mit dem nächsten Schritt - links anfängt, wenn sie rechts angekommen ist. Normalerweise geht man davon aus, dass die Veränderung der Felder für einen Schritt zum gleichen Zeitpunkt stattfindet, sodass jeder Schritt eine Zeiteinheit bedeutet. Da der PC jedoch während der Veränderung von links nach rechts aktualisiert, benötigt er für einen Schritt - also eine Zeiteinheit - mehr Zeit. Die linken Felder sind schon zu Beginn des Schrittes aktualisiert und die rechten Felder erst später. Man kann also ein linkes Feld mit einem rechten nicht synchronisieren, da derselbe Zeitpunkt für das linke Feld zeitlich früher liegt, als für das rechte Feld. Und hier setzt die Assoziation zur Relativitätstheorie ein, die es unmöglich macht, zwei sich gegenüber schnell bewegende Uhren zu synchronisieren, da Zeit relativ ist. Aus Sicht der einen Uhr geht die andere langsamer und aus Sicht der anderen Uhr geht erstere langsamer.

Bringen wir den Aspekt Bewegung nun in's Game of Life: Es gibt die Figur des Raumschiffes, die sich horizontal vorwärts bewegt. Fliegt ein Raumschiff von rechts nach links, kommt es von den später aktualisierten Rechtecken zu den früher aktualisierten Rechtecken, sodass es etwas schneller fliegt, als die Aktualisierung dauert. Ein von links nach rechts fliegendes Raumschiff kommt von den früher aktualisierten Rechtecken zu den später aktualisierten Rechtecken und fliegt daher langsamer. Aus Sicht des nach rechts fliegenden Raumschiffes fliegt das nach links fliegende Raumschiff jedoch auch schneller (da immer weniger Zeit vergeht, bis das nach links fliegende Raumschiff dem anderen von selbst ein Stück näher kommt) - und nicht langsamer! Dieser Effekt erinnert eher an den Doppler-Effekt, denn das Entfernen der Raumschiffe voneinander, wenn sie sich gegenseitig passiert haben, erfolgt ebenfalls immer langsamer.

Somit schlägt der Vergleich mit der Relativitätstheorie der Realität fehl. Allein die Lichtgeschwindigkeit als Schlüsselgröße der Relativitätstheorie kommt im Game of Life nicht vor. Es gibt zwar auch eine Geschwindigkeit, die nicht überschritten werden kann (bedingt durch die Rechenkraft des Computers), doch bewirkt diese im "einfachen Modell" nicht die Auswirkungen, wie sie die Lichtgeschwindigkeit bewirkt.

Zum Abschluss jedoch noch eine philosophische Frage: Wenn im einfachen Modell (im Game of Life) die maximale Geschwindigkeit von der Rechenleistung des PCs beeinflusst wird, ist es da möglich, dass die in der Realität maximale Geschwindigkeit (Lichtgeschwindigkeit) auch nur deshalb begrenzt ist, weil die Realität von einem rechnerähnlichen Konstrukt gesteuert wird? Das Game of Life ist die Simulation von einfachster Entwicklung über einen Zeitraum nach wenigen Regeln. In der Realität entwickeln sich komplexe Systeme nach unzähligen Regeln. Eine Analogie ist feststellbar, wenn man relativiert ausdrückt, dass sich die Realität vom Game of Life lediglich darin unterscheidet, dass die Anzahl der Regeln lediglich höher und die Beschaffenheit der "Lebewesen" (gemeint ist alles, was sich verändern kann - also z.B. auch totes Gestein durch Wettereinflüsse) lediglich komplexer ist. Ist "das Leben" doch nur eine Simulation? Und ist die Heisenbergsche Unschärferelation lediglich ein Mechanismus, der verhindern soll, dass wir dem Prinzip auf die Schliche kommen und so Macht über das Rechnerkonstrukt erlangen, genau so, wie im PC im Idealfall verhindert wird, dass Viren die Kontrolle über den PC übernehmen und ihn schädigen?


Ich wandere aus
Ich bin raus aus der Szene; wandere aus, um die Liebe des Lebens zu finden... Zurück lasse ich einen Zettel, auf dem geschrieben steht: Wenn du mich finden magst, bin ich bei dir.
Ich wandere aus, weil die letzte unzähliger Seifenblasen nun zerplatzte. Jahrelange Illusion, getarnt als letzter Hoffnungsfunke, ist nun herunter gerissen wie eine alte Tapete von der Wand. Die Hoffnung liegt woanders - dort, wo man sie lange nicht vermutete. Draußen, in der Freiheit, im Leben. In der Realität.
Die virtuelle Welt ist veraltet. Der Fortschritt liegt grau in der Vergangenheit. Der Schein der glitzernden Welt voller Möglichkeiten, Einfachheiten und Funktionen entpuppt sich als Trugbild, dem man viel zu lange verfallen war. Keine Lust mehr auf Stunden des Wartens, bis ein Glockenklang freudig die Erfüllung der Träume andeutet, die sich durch Oberflächlichkeit wieder einmal in Enttäuschung wandeln. Kein "Bock" mehr auf das ewige Worte finden, nur um ein lapidares Gespräch in Gang zu halten, weil sich doch ergeben könnte, was realistisch betrachtet von vornherein nicht möglich ist. Keine Hinnahme mehr niveauloser Dialoge, die sich zum Selbstzwecke auf langer Sicht doch wieder im Nichts verlieren. Keine Kraft mehr, auf den Hochglanzfotos anderer die verschwommene Perspektive nicht zu stören. Kein Bestreben mehr, den Ansprüchen selbsternannter Trend-Ausschlussrichter zu genügen. Kein Bedarf mehr an dahergesagten Komplimenten, die einfach in den Raum gestellt wenig Bedeutung beinhalten...
Ein Abschied fällt immer schwer. Noch klammert sich die alte Zeit an mich. Noch lässt sich die blaue Seite schwer zuschlagen. Noch scheint die Aussicht auf Erfolg in dieser unechten Welt höher als in dem Hier und Jetzt. Doch es ist das Trugbild, welches einen mit ausgestrecktem, gekrümmten Zeigefinger zurück lockt, wie einst die Hexe im Pfefferkuchenhaus.
Wer weiß, was die Zukunft bringt? Auf manche Fragen gibt es keine Antwort. Manche Probleme löst nur die Zeit allein. Wenn man daran glaubt, was rational unwahrscheinlich scheint, und daran festhält allen Zweifeln zum Trotz, mag man den eigenen, pessimistischen Verstand überlisten und ein Märchen zum Guten führen...
Nun ist auch innerlich die Weiche zum Doppelgleis gestellt. Jetzt fehlst nur noch du...


Wovor habt ihr Angst?!?
Kein Mensch lebt für sich alleine und isoliert. Dem wird mir sicherlich jeder zustimmen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und ist auf das Zusammenleben mit seinen Mitmenschen angewiesen. Weiterhin ist der Mensch bestrebt, sich ein bestmögliches Leben zu ermöglichen. Auch dazu braucht er seine Mitmenschen. Und den Staat. Ja genau, denn allein der Staat schützt uns vor der Willkür anderer Menschen - quasi davor, dass andere ihre Freiheiten so weit ausbauen, dass sie unsere eigenen Freiheiten gefährden. Der Staat schützt uns vor Verbrechen (auch wenn nicht alle, vielleicht sogar zu wenige verhindert werden können), vor Gefährdungen (man nehme nur die Straßenverkehrsordnung oder jedwede weitere Ordnung) und er sichert uns recht gut ab. Und doch wird noch heute nicht jeder Mensch gleichermaßen geschützt und gesichert. Der Staat bevorzugt in Gesetzen eine Gruppe von Menschen. Der Staat bevorzugt die Mehrheit und das sogar in Gebieten, wo eine Einbeziehung der Minderheit keinerlei Nachteile hätte. Diejenigen, die sich zu der mysteriösen Gruppe "Minderheit" zählen müssen, leben dafür ein erschwerteres Leben.
Es geht um Gleichbehandlung. Es geht um Antidiskriminierung. Und es geht darum, dass sich - sowohl in Politik als auch im alltäglichen Leben - Menschen weigern, eine gewisse Andersartigkeit anderer Mitmenschen anzuerkennen. Getreu dem Motto: Mich kenne ich, mich verstehe ich, was ich nicht verstehe, ist schlecht oder gibt es nicht. Nun gut, es mag vielleicht plausibel klingen, dass wir uns erst einmal vorsichtig den Dingen nähern, die uns unbekannt sind. Aber setzt man diesen Fakt in Konsens zu gewissen "Randgruppen", wird der Gedanke absurd. Menschen abgrenzen, nur weil sie anders sind?
Die Frage ist: Wovor habt ihr Angst? Was könnten euch Südländer, Afrikaner, Buddhisten, Gehbehinderte, Rentner oder Homosexuelle antun, was ihr von anderen Menschen partout nicht erwarten würdet? Wenn man schon Angst vor seinen Mitmenschen hat, aus welchen Gründen auch immer, dann doch bitte vor allen gleichermaßen und nicht nur vor bestimmten Gruppen, denn ein gewisses Gefahrenpotential könnte theoretisch von jedem ausgehen.
Abgesehen davon, dass diese Angst generell nichts bringt, wird sie auch in der Politik gerade gegenüber Minderheiten praktiziert. Oder warum werden noch heute gewisse Randgruppen gegenüber anderen Menschen benachteiligt? Ich weise nur auf den Tumult um eine gewisse EU-Richtlinie hin, die europaweit jegliche Form von Diskriminierung gleichermaßen verbieten soll, sei es aufgrund von Geschlecht, Rasse, ethnischer Herkunft, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Ausrichtung. Nicht wenige haben sich dieser Richtlinie bereits entgegen gestellt, gerade die CDU/CSU und FDP in Deutschland, aus Angst vor einer starken Richtlinie, die dann jeder befolgen müsste. [1] Und ich frage mich immer noch: Warum? Gönnt ihr anderen keine Gleichberechtigung? Hebt ihr euch über die anderen heraus? Habt ihr Angst vor ihnen? Wenn ja, wovor genau? Ist es nicht absurd, Angst vor der Andersartigkeit anderer Menschen zu haben, unter dem Gesichtspunkt, dass wir uns gegenüber jedem Mitmenschen in mindestens einem von vielen Punkten immer unterscheiden?
Ich gebe mal ein Beispiel aus der Realität: Da gibt es eine Frau und einen Mann, die sich lieben und eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen sind. Nun wird von den regionalen Ämtern dem Mann verwehrt, seine Frau zu sehen, und warum? Nur aus dem banalen Grund, dass der Mann nicht in Deutschland geboren wurde und dass die Frau im Körper eines Mannes steckt und weil es dafür noch kein Gesetz gibt, welches hier eine Diskriminierung verbietet.[2] Oder: Ein Mann liebt einen anderen Mann. NA UND?!? Was soll's, es sind zwei Menschen, die sich lieben und nur die Liebe zählt doch dort, oder? Warum werden die beiden benachteiligt, obwohl sie vielleicht nicht einmal einer Fliege etwas antun könnten? Nur weil sie anders leben als die Mehrheit der Gesellschaft?
Also frage ich noch einmal: Warum gönnt ihr nicht allen Menschen gleichermaßen die Chance auf ein besseres Leben, frei von Anfeindung, Anstachelung, Gewalt, Benachteiligung und Demütigung? Ich hoffe nicht, dass ihr so egoistisch denkt und befürchtet, so viel von eurem Kuchen abgeben zu müssen, dass für euch nichts übrig bleibt. Keine Sorge, wer freundlich zu seinen Mitmenschen ist, kann auch Freundlichkeit erwarten und Kompromisse lassen sich bei gegenseitiger Kompromissbereitschaft immer finden. Vielleicht kommt dann sogar mehr Kuchen hinzu. Also lasst doch bitte jeden die gleichen Rechte genießen, auch wenn der ein oder andere vielleicht schwul, Islamist, Afrikaner oder sonst was ist. Wir wollen doch alle nur ein schönes Leben führen und können größtenteils nichts für unsere Andersartigkeit.

Referenzen/Erklärungen:
[1] Am 2.6.08 stellte EU Kommissionspräsident José Barroso das Vorhaben für eine umfassende Richtlinie vor, die ein Verbot der Diskriminierung aufgrund des Alters, einer Behinderung, der sexuellen Orientierung, Religion und Weltanschauung beim Zugang von Gütern und Dienstleistung, sowie in den Bereichen der Gesundheit und Bildung vorsieht. Schon 2004 kündigte Barroso diese Richtlinie an, wurde jedoch von konservativen Mitgliedsstaaten - allen voran der deutschen Regierung - unter Druck gesetzt. Kritik kam hierbei vorwiegend aus den Reihen der CDU/CSU, SPD, FDP und bspw. der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Als Kritikpunkt wurde angegeben, die neue Richtlinie würde der deutschen Wirtschaft schaden. Jedoch ist das Argument zu bezweifeln, da bereits das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) einen Schutz vor Diskriminierung im Arbeits- und Zivilrecht vorsieht - die Richtlinie größtenteils in Deutschland also umgesetzt ist. Als Grund der Ablehnung wird vermutet, dass durch die EU-Richtlinie die Chancen genommen werden, das AGG noch einmal kippen zu können...
Quelle: "reSPEKT!"; Zeitschrift für Lesben- und Schwulenpolitik des LSVD; Ausgabe 03/08 (Juli 2008)

[2] Es geht um den Fall des Asylbewerbers Nico Pehounde. Er lebt seit 2003 als geduldeter Asylbewerber in Deutschland und ist dem Ort Burg bei Magdeburg zugewiesen. Daniela, wohnhaft in Berlin, ist seine nach eigenen Aussagen "nichtoperierte transsexuelle Freundin". Im Februar 2007 sind die beiden eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen. Durch das (bereits vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig eingestufte und immer noch gültige) Transsexuellengesetz ist eine Ehe nicht möglich. Die Lebenspartnerschaft zieht jedoch keine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung für Nico nach sich. Ein Wohnsitzwechsel Nicos wurde bisher von der Ausländerbehörde in Burg verweigert. So kann Nico seine Partnerin nicht besuchen. Als er dies schließlich zum Anlass ihres Geburtstages doch tat, wurde er wegen Verletzung der Residenzpflicht angeklagt, doch die Klage wurde nach hartem Kampf abgewiesen, denn die Umstände, die ihm in Burg aufgedrückt werden, sind menschenverachtend. Trotz der Abweisung der Anklage (die übrigens u.A. mit der Begründung, eine Residentspflichtsverletzung wäre durch einen Wohnsitzwechsel nicht zustande gekommen, abgewiesen worden war) wird weiterhin kein Wohnsitzwechsel bewilligt. Die Gründe scheinen unklar. Es half nicht ein mal ein Vorsprechen Danielas, in welchem sie die Situation ausführlich erklärte. Ein regelmäßiger Besuch Danielas ist aufgrund ihrer Vorbereitung zum Abitur auch nicht möglich. zudem existiert Angst vor rechtsradikalen Übergriffen, da Burg in letzter Zeit wiederholt Schauplatz rechtsextremer Übergriffe war.
Es folgten weitere Schikanen, wie das unbegründete Einziehen des Ausweises von Nico. Außerdem sei die bei der Ausländerbehörde Burg zuständige Frau bereits wegen eines "gefürchteten Umgangs" gegenüber Asylbewerbern bekannt. Als Folge dieser "Behandlung" entsteht nun ein Gefühl, die Beziehung sei weniger wertvoll angesehen als eine "normale" Heterobeziehung. Man fühlt sich diskriminiert und benachteiligt.
Quelle: Newsletter des LSVD Sachsen-Anhalt; Ausgabe 09-10/08


Man stumpft ab
Man lebt. Und das sogar ganz gut, meint man. Zumindest einige. Andere klagen über Stress, Geld, Gesundheit oder unfreundliche Mitmenschen, Fußball und Politik. Zumindest leben wir. Immer weiter, Tag für Tag, meist im festen Tagesablauf mit angewohnten Bewegungen, Tätigkeiten, Hobbys, und so weiter. Warum auch nicht? - Hat man sich doch über die Zeit bis hierhin entwickelt und sein Handeln optimiert, um sein Leben so gut es geht zu meistern. Jeder auf seinem eigenen Weg. Also alles ganz normal und unerwähnenswert, oder?
Und doch war da mal was. Etwas, das vielleicht nicht so ganz in die Organisation des Lebens gepasst hat. Was man nach hinten geschoben, ausgeblendet hat. Etwas, bei dem man akzeptiert hat, dass man es nicht haben kann vielleicht. Oder Freunde, die mal Freunde waren, die dann irgendwann keine mehr gewesen sind, die man im Laufe der Zeit vergessen hat, bis sie selbst in Erinnerungen an die eigene Vergangenheit vielleicht nicht mehr auftauchen. Sehnsüchte, die ebenso in Vergessenheit geraten sind. Prinzipien, die einem mal ganz wichtig erschienen, die dann aber, vermutlich bedingt durch eine Änderung der Lebenssituation - auch durch Anpassung - nicht mehr so wichtig waren, sodass sie auch vergessen worden.

Und wenn die damalige Situation doch noch mal wiederkehrt? Wenn die Prinzipien doch wieder wichtig werden, man sich aber nicht an sie erinnert und dadurch anders handelt? Vielleicht sogar in einer Art und Weise handelt, die man früher gar verabscheut hat?

Die Umwelt des Menschen ist in stetigem Wandel. Der Mensch passt sich der Umwelt an und handelt danach. Dadurch werden Dinge wichtig, die vorher nicht von Belang waren, und Dinge unwichtig, die man vorher als wichtig erachtete. An diesem Punkt kommt eine neue Frage hinzu: Was macht einen Menschen aus? Sind es nicht seine Ansichten, Einstellungen und Meinungen, geprägt u.A. durch Wissen, die wiederum zu bestimmtem Handeln führen, welches auf Prinzipien, Wünschen und Sehnsüchten fundiert? Gerade diesen Prinzipien, Wünschen und Sehnsüchten, die so variabel sind?
Das heißt doch, dass sich der Mensch mit seiner Umwelt ändert. Das man im Verlauf der Zeit immer wieder eigentlich ein anderer Mensch wird - jemand anderes. Verrät man dadurch seine (vielleicht ehemaligen) Prinzipien? Verrät man sich selbst? Sollte man sich treu bleiben und damit mehr und mehr unangepasster werden? Gegen den Strom schwimmen, nur um seine ursprüngliche Identität zu wahren? Oder doch Mitläufer sein, ein bequemes Leben führen, ABSTUMPFEN?

Wer sich anpasst, seine Prinzipien dadurch ändert, seine Fahne sozusagen nach dem Wind richtet (sich selbst bzw. sein früheres Ich verrät), wird bequem. Klar, man lebt ganz gut, ohne größere Schwierigkeiten und hat ein nettes Leben. Aber ist es das Wert, denn im Grunde genommen verrät man sich selbst, belügt sich (bzw. sein früheres Ich) und betrügt sich somit...
Na und? Den meisten dürfte das egal sein. Was nützt einem die Vergangenheit? Dann hat man sich eben geändert, sich angepasst - was früher war, zählt nicht mehr. Dynamisch muss man doch heutzutage auch sein. Passt also alles, oder?


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